Viktoria Pammer – InformatikerIn der Woche

Viktoria Pammer beschäftigt sich an der TU Graz und am Grazer Know Center mit computervermittelter Wissensarbeit. Schwerpunkte dabei sind technologiegestütztes Lernen und die Nutzung Ubiquitous Technologies in der Wissensarbeit.

(c) Know-Center GmbH

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Ich befasse mich mit den Möglichkeiten von Informationstechnologien, das (kontinuierliche Weiter)Lernen am Arbeitsplatz zu unterstützen. In sehr vielen Berufen ist Erfahrung wichtig, und ist es für Arbeitende sowie die Organisationen, in denen sie beschäftigt sind, wichtig, ständig „am Ball zu bleiben“, mitzulernen, mitzuwachsen.

Technologie kann hier vielfältig unterstützen: Austauschmöglichkeiten anbieten, Kommunikation zwischen relevanten Personen anbieten, Suche nach relevanten Inhalten ermöglichen, aber auch das Lernen selber strukturieren, z.B. durch die digitale und interaktive Aufbereitung von Inhalten.

Was ist für Sie Informatik?

Informatik ist die Wissenschaft bzw. das Ingenieurwesen, Informationstechnologie zu entwickeln, die Menschen dabei hilft, das zu tun, was sie wollen/sollen/müssen.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Die Informatik durchdringt unsere Gesellschaft – jedeR verwendet Informationstechnologien, oftmals sogar „unsichtbar“: Unsere Ampeln, Autos, Versicherungsberechnungen etc. sind von Computern durchsetzt. Ich sehe es als Herausforderung für InformatikerInnen, in der Informatik zu etablieren, dass die tatsächliche Nutzung von Informationstechnologien im Alltag zentraler Bestandteil relevanter gesellschaftlicher Diskussionen ist – und hier sollte sich Informatik als Disziplin stärker einbringen. Die als Disziplin Informatik sollte sich bewusst sein, dass sie Werkzeug ist – im Guten wie im Schlechten –, und das innerhalb der eigenen Disziplin reflektieren. Es muss das Ziel von Informatik sein, Menschen bei der Erreichung ihrer Ziele weiterzuhelfen – die Motivation für Entwicklung muss also aus menschlichen Bedürfnissen kommen.

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Dass auch Technik erst in Bezug auf Menschen relevant ist.

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?

Weil Informatik unendlich viel sein kann – Informatik ist in fast allen Gesellschaftsbereichen relevant; Interesse am „selber tun“, am „erfinden“ und daran, kreative eigene Ideen umtzsetzen (nichts anderes ist programmieren!) sollte vorhanden sein – ebenso wie natürlich auch die Fähigkeit zum systematischen, logischen Denken.

Die Informatikstudien in Österreich selber lehren leider sehr wenig darüber, was man alles mit Informatik anfangen kann, der Schwerpunkt liegt vielmehr auf dem „Tun“ selber.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Ich empfinde die Informatik in Österreich noch als viel strenger mathematisch/technisch als im internationalen Umfeld üblich – international ist Informatik bunter, interdisziplinärer, ragt in viele künstlerische, politische, gesellschaftlich relevante Themenfelder hinein – so wie digital arts, Untersuchungen von Technologienutzung und –nutzen.  IT spielt schließlich auch eine tragende Rolle in vielen Naturwissenschaften und anderen Forschungsgebieten.