Wolfgang Pree – InformatikerInnen-Kurzinterview

cc WP Wikimedia CommosWolfgang Pree leitet die Software Engineering Group am Fachbereich für Computerwissenschaften der Universität Salzburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Echtzeitsysteme vor allem im Transportbereich.

Pree ist seit 2002 an der Universität Salzburg und forschte unter anderem auch an der University of California in Berkely und San Diego und an der Washington University in St. Louis.

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Seit 2008 beschäftige ich mich mit Fragen des autonomen Fahrens, vor allem mit der Zuverlässigkeit sicherheitskritischer Echtzeitsysteme wie etwa Motorsteuerungen.

Weiterer Schwerpunkt ist die Energiewende im Transportbereich – dabei vor allem der Einsatz von flüssigem Wasserstoff als Alternative zum Elektroantrieb.

Was ist für Sie Informatik?

Informatik ist einfach eine der faszinierendsten Querschnittsdisziplinen.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Informatik ist zum wohl stärksten Treiber des gesellschaftlichen und technologischen Wandels geworden und schafft dadurch unvorstellbare Chancen und gleichzeitig Risiken.

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Die wesentlichen Punkte sind:

  • strukturierteres Denken
  • der Fokus auf „make it as simple as possible but not simpler“;
  • Und schließlich: wie leicht unnötige Komplexität geschaffen wird, die enorme Kosten verursacht und die meisten Softwaresysteme unbeherrschbar macht

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?

Es hat sich inzwischen zum Glück auch bei uns herumgesprochen, dass mit einem Informatik-Studium die allerbesten Job-Aussichten verbunden sind. AbsolventInnen haben die Chance, in nahezu jedem Anwendungsgebiet arbeiten zu können, das sie interessiert, da die Digitalisierung fast alle Bereiche verändert.

Wichtige persönliche Voraussetzungen in der Informatik sind:

  • ein ausgezeichnetes Abstraktionsvermögen (zB zur Unterscheidung, was wichtig und was nebensächlich ist)
  • ausgezeichnete Sprachbeherrschung der Muttersprache
  • Latein schätze ich als sehr wertvolle Ausbildung ein, um strukturiertes Denken zu lernen. In vielen Fällen ist das eine wesentlich bessere „Informatik-Ausbildung“, als eine veraltete, unzulängliche Programmiersprache zu lernen, meist noch mit unzureichender Anleitung, wie damit irgendwelche Dinge „zum Laufen“ zu bringen wären.

Leider erwartet viele im Informatik-Studium hierzulande noch eine Art von Mathematik-Ausbildung, die keinen oder höchstens marginalen Nutzen für die Informatik-Karriere bietet.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Was mir am meisten abgeht, sind:

  • Aufbruchstimmung
  • eine solide Ausbildung im Programmier-Handwerk
  • Wertschätzung gegenüber dem Programmieren (z. B. als Kunst/Kunsthandwerk; siehe der Buchtitel des Klassikers von Donald Knuth: The Art of Computer Programming)
  • Ausbildung in Programmieren ab der 2. Klasse Volksschule (z. B. mit Scratch)

Schreibe einen Kommentar