Nikolaus Augsten – InformatikerInnen Kurzinterviews

Nikolaus Augsten leitet die Database Research Group am Fachbereich für Informatik der Universität Salzburg. Ausgehend von Problemstellungen in konkreten Anwendungen wie etwa e-Government beschäftigt sich seine Forschung vor allem mit großen und komplexen Datenmengen.

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Ich beschäftige mich damit, Anfragen über große und komplexe Daten effizient zu bearbeiten. Mein Interesse gilt dabei den technischen Aspekten: Die Algorithmen, die ich entwickle, sollen Systeme schneller machen. Oft macht ein cleverer Algorithmus den Unterschied zwischen machbar und nicht machbar aus.
Besonders spannend finde ich Ähnlichkeitsanfragen. Diese erfordern keine exakte Übereinstimmung – die es in der Praxis oft nicht gibt – sondern lassen einen gewissen Spielraum zu. Da in diesem Kontext klassische Datenbanktechniken nicht mehr greifen, entwickle ich mit meiner Arbeitsgruppe neue Ansätze. Wir entwerfen Algorithmen und Indexstrukturen sowohl für einzelne Rechner als auch für verteilte Systeme, die extrem große Datenmengen (bekannt als „Big Data“) verarbeiten können.

Was ist für Sie Informatik?

Ein spannendes Gebiet, das sich mit atemberaubender Geschwindigkeit entwickelt und unsere Gesellschaft prägt wie kaum eine andere Disziplin.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Die Informatik steht selten für sich allein, sondern spielt in sehr vielen Gebieten eine entscheidende Rolle, z.B. Medizin, Transport, Energieversorgung, sogar für die alltäglichen sozialen Kontakte. In all diesen Bereichen ist die Informatik gefordert. Eine wesentliche nicht-technische Herausforderung der Informatik wird darin bestehen, Laien so aufzuklären, dass sie in einer digital geprägten Welt informierte Entscheidungen treffen können.

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Die Informatik hat meine Art, zu denken, geprägt. Fragestellungen, die aus der Praxis kommen, sind ja zunächst oft sehr verworren und vermischt mit irrelevanten Details. Das Kernproblem zu extrahieren und präzise zu formulieren ist meist der halbe Weg zur Lösung. Das hat mich die Informatik gelehrt.

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?

Das Informatikstudium öffnet den Zugang zu einer faszinierenden Welt, die man nicht nur betrachten, sondern auch kreativ mitgestalten kann. Dabei ist die Informatik sehr bunt: Praktiker und Techniker finden genauso spannende Aufgaben wie Theoretiker oder Menschen, die sich gerne interdisziplinär beschäftigen. In der Informatik wird es auch nie langweilig, denn die ständige Entwicklung bietet immer neue, faszinierende Themen und Aufgaben. Und: AbsolventInnen dürfen sich auf hervorragende Jobangebote freuen.

Für eine wichtige Voraussetzung halte ich die Freude an abstraktem und strukturiertem Denken. Programmiervorkenntnisse halte ich für nützlich aber nicht notwendig – das Programmieren ist im Studium erlernbar.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Ich habe einen sehr positiven Eindruck von der österreichischen Informatiklandschaft. Die Frage ist für mich: Wie können wir weiterhin am Ball bleiben? In meinem Feld – Datenbanken – sehe ich ein spannende Chance darin, sich vermehrt auf Systemforschung einzulassen. Innovation im Systembereich stellt grundlegende Werkzeuge zur Verfügung, die neue Möglichkeiten eröffnen. Konkret: Anfragen, die bisher technisch nicht möglich waren, kann ich nun effizient berechnen. Wenn wir uns darauf beschränken, vorhandene Systeme zu nutzen, sind wir immer einen Schritt hinterher: was wir tun, können auch alle anderen schon. Wenn wir hingegen einen technischen Vorsprung schaffen, können wir neue Ideen umsetzen, zu denen allen anderen die Möglichkeit fehlt. Ich sehe Systeminnovation als Grundlage für weitreichende Innovation in Anwendungen. Das haben uns viele Trends wie z.B. NoSQL Datenbanken gezeigt.

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