Ana Sokolova – InformatikerIn der Woche

Ana Sokolova lehrt und forscht an der Universität Salzburg mit den Schwerpunkten Koalgebren und probabilistische Systeme.

Woran arbeiten Sie zu Zeit?

SokolovaDerzeit arbeite ich an mehreren interessanten Problemen auf zwei Gebieten: Das eine ist die Semantik gleichzeitig ablaufender Programme, das andere sind probabilistische Automaten.

Bei ersterem beschäftige ich mich mit Möglichkeiten der Verifikation gleichzeitig ablaufender Programmer (unter der Voraussetzung einer bekannten Konsistenzbedingung). Mit KollegInnen von RiSE arbeite ich auch daran, neue (abgeschwächte) Konsistenzbedingungen für gleichzeitig ablaufende Programme zu entwickeln.

Bei zweiterem arbeite ich an einer sehr theoretischen neuen Sicht auf probalisitische Automaten (als Koalgebren über konvexe Algebren 😉 …) und an einigen Problemen probabilistischer Systeme, die wir bis jetzt noch offen gelassen haben.

Was ist für Sie Informatik?

Für mich ist Informatik die Anwendung und Entwicklung mathematischer Methoden, um spannende Probleme aus den Bereichen der Information und Computation im weitesten Sinn (von komplexen Systeme und Datenspeicherung über Programmiersprachen bis hin zu Verifikation, Multi-Core-Computing und Cloud Computing) zu lösen.

Informatik bedeutet auch (sorgfältig entwickelte 😉 … ) Systeme für die Anwendung in täglichen Problemen zu erstellen.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart bei denen Informatik helfen kann?

Nun, das ist eine einfache Frage. Wohin man auch schaut, Informatik ist in unserem täglichen Leben ständig präsent. Angefangen von den mobilen Geräten, von denen wir uns kaum mehr trennen, über soziale Netzwerke bis hin zum Arztbesuch. Es gibt eine Vielfalt von Problemen, die die Methoden der Informatik lösen: Ein paar Beispiele für diese Lösungen sind effiziente und hochentwickelte medizinische Geräte, Flugzeuge, jedem zugängliche weltweite soziale Interaktion und Information, oder Netzwerke.

Bei der schnellen Entwicklung der Informatik entstehen neue Fragestellungen und Probleme wie Verifikation, Datenschutz und Datensicherheit. Gerade in diesen Gebieten bedarf es großer Anstrengungen der wissenschaftlichne Gemeinschaft.

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Gute Frage. Ich glaube ich habe, viele Dinge gelernt – wie in jeder tieferen Auseinandersetzung mit nicht-trivialen Themenbereichen. Dazu zählen etwa der Stellenwert von konsequentem Training, ich habe auch gelernt, Freude an der Suche nach Perfektion zu haben und alle (von sehr vielen) Details im Auge zu behalten, und Freude am Lösen von Problemen zu haben. – Auch nach vielen Jahren in der Informatik liebe ich das Lösen von Problemen, das ist der beste Teil unserer Arbeit.

Und ich beneide meine StudentInnen um all diese kleinen Dinge, die schönen kleinen Probleme, die sie während ihres Studiums noch entdecken können…:)

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?

Der beste Grund, sich für ein Informatikstudium zu entscheiden (das gilt auch für alle anderen Gebiete), ist weil man das Gebiete wirklich faszinierend findet und motiviert ist, einen großen Teil seines Lebens mit Informatik-Problemen zu verbringen, wenn man gern Probleme löst und nicht zuletzt auch gern programmiert.

Natürlich ist es auch gut zu wissen was man in einem Informatikstudium zu erwarten hat. In Salzburg, und auch in den meisten Informatikstudien in Österreich und in anderen Ländern, die ich kenne ist das: eine ordentliche Portion Mathematik und formales Argumentieren, viel Problemlösung, teils sehr anspruchsvolle Projekte und aufregende Themen.

An persönlichen Voraussetzungen sind natürlich Talent und Motivation zu nennen. Beide sind wichtig, Motivation (Begeisterung für was man tut) ist notwendig.

Da in der Schule nur sehr wenige StudentInnen intensiv mit Informatik in Berührung kommen, ist es ein guter Indikator für Informatik-Talent, wenn man in Mathematik und anderen naturwissenschaftlichen Fächern gute Leistungen erbringt. An weiteren Voraussetzungen könnte man Begeisterung für neue Entwicklungen oder den Wunsch, besondere Dinge zu schaffen nennen. Auch Geduld und die Begierde, neue Dinge zu lernen, zählen als gute Voraussetzungen.

Es gibt natürlich verschiedenste Typen von guten StudentInnen, aber im wesentlichen sind das jene, die hart arbeiten und eine gute Auffassungsgabe haben. Eines kann das andere ausgleichen, im Idealfall sind beide Komponenten vorhanden.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Ich kann da keine vollständige Antwort geben, will ich nicht mit allem, was in der Informatik in Österreich passiert, vertraut bin.

Als ich vor acht Jahre nach Österreich gekommen bin, dachte ich, dass Österreich dringend mehr Netzwerke braucht. Das hat sich – in meinem Umfeld und auch zu meinem Vorteil – mit dem Entstehen des RISE Projektes rasch verändert. Rund um das Gebiet von Verifikation (und vielleicht auch in anderen Gebieten) gibt es jetzt ein großartiges Netzwerk. Intensiveres Netzwerken auf allen Ebenen beginnend von StudentInnen über PhD-StudentInnen bis hin zu WissenschafterInnen, ist immer ein großer Vorteil.

Und genau das ist es ja was wir mit „Informatik Austria“ beginnen, und das begrüße ich sehr.