Gerald Steinbauer – InformatikerIn der Woche

Gerald Steinbauer ist Professor am Institut für Software Technologie an der TU Graz und beschäftigt sich mit Robotik und Künstlicher Intelligenz. Sein besonderes Interesse gilt dabei der Entscheidungsfähigkeit von Robotern – und dem RoboCup.

Steinbauer

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Wir arbeiten an zuverlässigen autonomen intelligenten Robotern und Systemen. Das Problem: Sobald ein technisches System mit der Umgebung interagiert, gibt es Unsicherheiten bei der Ausführung von Aktionen (ein Objekt fällt dem Roboter aus der Hand) oder der Wahrnehmung (ein Objekt wird falsch erkannt ) oder durch unerwartete externe Ereignisse (jemand ändert die Umgebung). Im Gegensatz zu uns Menschen, die mit solchen Situationen mit Hausverstand, Standardregeln und Schlussfolgerungen gut umgehen können, verfügen Robotersysteme nur bedingt über diese Fähigkeiten. Um jedoch zuverlässig und sicher mit öffentlichen Umgebungen interagieren zu können, benötigen Roboter aber diese Fähigkeiten. Hier arbeiten wir zum Beispiel an besonderen Methoden des Schlussfolgerns (nichtmonoton) und Ansätzen zur Fehlerdiagnose für Ereignisse, Wahrnehmungen oder Wissen.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Ich denke hier an all die Bereiche, in denen autonome Roboter helfen können. Dazu zählen zum Beispiel gefährliche Umgebungen in der Bewältigung von Katastrophen, wo der Roboter auf sich gestellt eine Aufgabe robust bewältigen können muss, oder schwere und komplexe Arbeiten, wo der Roboter mit einem Menschen gemeinsam eine Aufgabe erledigt und hier natürlich auf seine Partner und die Umgebung flexibel und richtig reagieren können muss.

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Das Schöne an der Arbeit mit intelligenten Robotern ist, dass man sowohl in der Theorie wie der Praxis arbeiten muss. In der Theorie lernt man Dinge sehr präzise zu formulieren, damit die Ergebnisse stimmen bzw. nicht unerwartet sind. In der Praxis braucht man viel Geduld, um diese Dinge dann auch konkret umsetzen zu können. Dabei merkt man auch, wie viele Dinge bereits Kinder unbewusst perfekt können, die man einer Maschine momentan kaum beibringen kann.

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden?

Wie überall ist die Hauptzutat eine große Portion Neugier und Offenheit. Ein gewisses Maß an Fleiß und Durchhaltevermögen ist im Bereich KI und Robotik sicher auch nötig. Ebenfalls wichtig sind das Abstrahieren von Problem und das Generalisieren von Lösungen. Dafür winkt den Studierenden, wenn sie die Mühen der Grundvorlesungen überwunden haben, ein Vielzahl spannender Probleme und Projekte, die meist in Teams von Studierenden und Lehrenden bearbeitet werden.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Speziell im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist, eventuell durch eine Art Generationswechsel, die Vernetzung nicht optional. Auch findet wenig Interaktion zwischen den eher grundlagenorientierten, theoretischen und den angewandten Gruppen statt, obwohl sich mögliche allgemeine Lösungen und konkrete Probleme gut ergänzen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Forschung in der Informatik sehr international und spezialisiert ist und man eher Kollegen aus den eigenen Themenkreisen trifft.