Wolf-Dietrich Fellner – InformatikerInnen Kurzinterview

Wolf-Dietrich Fellner ist Institutsleiter an der TU Graz am Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung und steht auch dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Damrstadt vor. Themen wie User Interface Design, Formale Sprachen, Software Engineering, Telematikdienste und Computergraphik gehören zu Forschungs- und Projektbereichen von Professor Fellner.
©Fraunhofer IGD

Woran arbeiten Sie zur Zeit?

Unser Fokus liegt auf der Erforschung von Visualisierungsmethoden von verschiedensten Daten, z.B. aus der Architektur, Archäologie oder aus Forschungsdaten für die interaktive Musterkennung. Darüber hinaus beschäftigen wir uns auch mit Methoden zur Erzeugung und Verarbeitung von dreidimensionalen Objekten mit Anwendungen z.B. im Kulturgutbereich oder im Maschinenbau.

Was ist für Sie Informatik?

Die Informatik ermöglicht uns die Nutzung der digitalen Datenverarbeitung zur Lösung von Anwendungsproblemen und der Verbesserung von Arbeitsvorgängen hinsichtlich Effizienz und Effektivität. Es geht in unserer Arbeit immer darum, Menschen in ihren Aufgaben besser zu unterstützen, indem der Computer automatisierbare Tätigkeiten übernimmt. Gleichzeitig wird dem Benutzer durch graphische Techniken ermöglicht, Vorgänge zu steuern, zu verstehen und Ergebnisse zu erhalten. Ein Beispiel ist die interaktive generative Modellierung von 3D-Formen durch geeignete Benutzerschnittstellen.

Was sind für Sie Herausforderungen der Gegenwart, bei denen Informatik helfen kann?

Im Zeitalter von Big Data gilt unser Hauptaugenmerk der Nutzung von sehr großen Datenmengen, die ohne technische Unterstützung nicht mehr überschaubar und nutzbar wären. Hierfür entwickeln wir geeignete graphische Werkzeuge für unterschiedlichste Geräte, um sich der Ausgangssituation des Nutzers anzupassen (von mobilen Endgeräten bis zu virtueller Realität).

Was haben Sie in der Auseinandersetzung mit Informatik gelernt?

Informatik ist Technologie, die eng mit allen Arten von Anwendungen wie beispielsweise den Geisteswissenschaften (Digitale Bibliotheken, virtuelle Museen), der Architektur (3D Gebäudeentwurf) oder industriellen Anwendungen (VR und Digital Twin) zusammenarbeitet. Die Herausforderung ist zu erkennen, welche Methoden relevant sind oder noch erforscht werden müssen. Informatikforschung entwickelt sich sehr schnell. Innerhalb von wenigen Jahren können neue Technologien entstehen oder verschwinden. Schlagwörter wie autonomes Fahren, Machine Learning oder Big Data verdeutlichen dies. Nur eine fundierte Ausbildung hilft dabei, aktuell und relevant zu bleiben.

Warum sollten sich StudentInnen für Informatik entscheiden? 

Informatik stellt eine der wichtigen Schlüsselindustrien und -techniken dar. Man erlernt konzeptionelles Wissen, um heutige und zukünftige Herausforderungen zu meistern. Neben dem technologischen Wissen erlaubt eine profunde Informatikausbildung auch gesellschaftliche Auswirkungen von Komplexen wie z.B. verteiltes Arbeiten, soziale Medien oder Datensicherheit zu verstehen und damit Technologie bewusster gestalten zu können.

Was fehlt der Informatik in Österreich?

Wir sollten noch erfolgreicher und auch international um die besten Studierenden werben, die Ausbildungskapazitäten erhöhen und damit dem immensen Bedarf der österreichischen Wirtschaft und des Wissenschaftsbetriebs nach FachinformatikerInnen und WissenschaftlerInnen nachkommen. Insbesondere die Gewinnung von mehr weiblichen Studierenden birgt Potentiale.

Im Bereich der Forschungsförderung dürfen wir die Grundlagenforschung – im Vergleich zu thematisch eng vorgegebenen Forschungsprogrammen – nicht zurückfallen lassen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass ein Großteil der heute auch wirtschaftlich äußerst bedeutenden Entwicklungen aus dem fast schon geschmähten ‚blue sky research‘ entstanden ist.

 

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