Sind Hochschulen bereit für das Zeitalter der KI?
Aktueller Stand und Zukunftsperspektiven

Die rasante Verbreitung von generativen KI-Systemen revolutioniert nachhaltig unsere Gesellschaft. KI wird in immer mehr Branchen und Bereichen eingesetzt und beeinflusst auch unser Konsumverhalten. Auch Universitäten sind stark davon betroffen. „Ein grundlegendes Verständnis für künstliche Intelligenz zu entwickeln ist daher für jede:n unerlässlich“, so Viktoria Pammer-Schindler. 

Viktoria Pammer-Schindler ist assoziierte Professorin an der Technischen Universität Graz und hat im Rahmen von Diskussionen innerhalb der Informatik Austria federführend aktuelle Überlegungen zu generativen KI-Systemen zusammengefasst.  Die Informatik Austria ist einem Zusammenschluss der Informatikfakultäten und Informatikinstitute der österreichischen Universitäten.

Möglichkeiten durch KI
Mittels text-generativer KI können Texte zusammengefasst oder automatisch erstellt werden, dies schließt auch den Rechercheprozess sowie das Verfassen von wissenschaftlichen Publikationen mit ein. Ebenso ist ein Einsatz als „Programmier-Assistent“ möglich, um entweder Programmcodes zu erläutern oder sogar zu generieren. „Ziel dieser Entwicklung ist es dabei, das Programmieren zu vereinfachen, indem weniger Wissen darüber erforderlich ist, wie programmiert werden muss, sondern was programmiert werden soll. Somit ist eine einfachere Erzeugung von Software in diversen Bereichen zu erwarten“, so Pammer-Schindler. 

KI wird zum Standard
Text-generative KI wird in vielen Berufen zum Standard-Tool werden. Laut Pammer-Schindler bedarf es daher auf gesellschaftlich-strategischer Ebene der Berücksichtigung von folgenden zwei Aspekten: Zum einen ist es entscheidend, dass jede:r ein Grundverständnis für KI-Mechanismen hat. Andererseits muss in der Gesellschaft als Ganzes die Fähigkeit, Software auf allen Abstraktionsebenen zu entwickeln, ambitioniert bleiben und weiterentwickelt werden. 

Algorithmisch zu denken sowie in abstrakten Programmiersprachen oder natürlicher Sprachen zu programmieren, wird auch künftig bedeutend bleiben. Ebenso wird ein hohes technisches Wissen, einschließlich der Verifizierung sowie das Debugging von Software weiterhin relevant sein. „Moderne KI benötigt funktionierende, effiziente, robuste und sichere Hardware und Systeme auf allen Abstraktionsebenen“, sagt Pammer-Schindler.

Förderung der EdTech
Um auch weiterhin Wissen und Diskurs auf einem hohen Niveau zu ermöglichen, benötigen österreichische Universitäten entsprechende Ressourcen sowie eine dementsprechende Vertiefung der Lehre. Dabei liegt die Betonung auf der Gewährleistung von Investition in die Educational Technology (EdTech) Forschung. EdTech umschließt das Experimentieren mit neuen Technologien in der Hochschul-Lehre sowie das wissenschaftliche Begleiten. Zudem soll herausgefunden werden, wie KI sinnvoll in den Bereich der Lehre implementiert werden kann und welche Features und Design-Prinzipien dazu erforderlich sind. 

Herausforderungen und Lösungen
Viele Universitäten und Hochschulen haben zwar inzwischen Richtlinien zum Umgang mit künstlicher Intelligenz eingeführt. Dennoch ist es gerade im Zusammenhang von Hausaufgaben und Prüfungen zunehmend schwierig, die dort geforderte „wesentliche zu erbringende Leistung“ zu definieren, zuzuordnen und festzustellen. Aktuell ergibt sich durch KI die Herausforderung, dass Aufgaben, welche ursprünglich von Studierenden als Hausaufgaben oder Prüfungsaufgaben bearbeitet wurden, häufig von generativer KI gelöst werden können. 

Mögliche Lösungsansätze gestalten sich wie folgt: 

  • Hausaufgaben in einem Abgabegespräch oder mittels mündlicher Prüfungen zu bewerten, 
  • Aufgaben zu erstellen, welche von KI nicht oder nur schlecht gelöst werden können oder 
  • die Aufgabenstellungen so weit zu verkürzen, dass der KI der entsprechende Kontext für ein sinnvolles Ausarbeitungsergebnis fehlt. 

Es ist eine laufende Anpassung mit und durch die generativen KI-Systeme notwendig. Pammer-Schindler betont, „dass es jedoch Zeit und personelle Ressourcen erfordert, um eine angemessene Leistungsbeurteilung sicherzustellen.“ 

Ein Expert:innen-Interview mit Pammer-Schindler Viktoria: Associate Professor at Graz Univ. of Technology, Austria

Ansprechpersonen für Medienanfragen: kontakt@informatikaustria.at

Weitere Informationen: Die Plattform „Informatik Austria“ ist ein Zusammenschluss der Informatikfakultäten und Informatikinstitute der österreichischen Universitäten. Das Ziel besteht darin, die heimische Informatik zu vernetzen, zu stärken und zu fördern sowie als erste Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Informatik aufzuklären und zu dienen.

Mitglieder von Informatik Austria sind
die Technische Universität Wien
die Technische Universität Graz
die Universität Wien
die Universität Linz
die Universität Salzburg
die Universität Innsbruck
die Universität Klagenfurt
das Institute of Science and Technology Austria

Näheres unter www.informatikaustria.at